Tanzendes Paar
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Tanzendes Paar

Die Skulpturengruppe zeigt ein barfüßig tanzendes Paar auf einem hohen, durchbrochenen Sockel mit reichen Ornamenten. Der junge Mann ist mit einer weiten Hose bekleidet, sein nackter Oberkörper ist nach vorne gebeugt und seine Füße scheinen im Rhythmus einer imaginären Musik zu stampfen. Ihm gegenüber, tänzelnden Schrittes und mit angewinkelten bloßen Armen, eine junge Frau, die ihren Kopf lächelnd zur Seite neigt und im Haar eine Haube trägt. Ihr dekolletiertes Kleid liegt eng am Oberkörper an, der weite Rock gibt den Blick auf die unbekleideten Unterschenkel und Füße frei. Die Darstellung des Paares, erkennbar als Afrikaner und Europäerin, thematisiert eindrücklich die verbindende Freude am Tanz und zugleich die unterschiedlich temperamentvolle Art zu tanzen. Die Figurengruppe entstand vermutlich um 1870 in einer Berliner Privatgießerei und spiegelt die kulturelle und ästhetische Faszination wider, die im Zeitalter des Kolonialismus in Europa für außereuropäische Kulturen und Moden entstand. Diese Faszination fand ihren Ausdruck in verschiedenen Kunstformen und wurde durch die kolonialen Unternehmungen und die damit verbundene Exotisierung "fremder" Kulturen verstärkt. Die Kolonialzeit, die vom 15. bis ins 20. Jahrhundert andauerte, führte zu einer massiven Verschiebung und Aneignung von Kulturgütern aus den kolonisierten Gebieten in die Kunst- und Museumssammlungen Europas. Die Darstellung des tanzenden Paares könnte als ein Produkt dieser Zeit verstanden werden, in der das Interesse an und die Idealisierung von außereuropäischen Kulturen in Europa hoch waren. Die künstlerische Darstellung solcher Szenen kann als Versuch interpretiert werden, die "Andersartigkeit" dieser Kulturen zu zelebrieren, birgt jedoch gleichzeitig die Gefahr der Stereotypisierung und Exotisierung. Die kritische Auseinandersetzung mit Kunstwerken der Kolonialzeit erfordert daher ein Bewusstsein für die historischen Kontexte, in denen diese Werke entstanden sind, und die Machtverhältnisse, die sie reflektieren und perpetuieren. Die aktuelle Debatte um Kunst und Kolonialismus betont die Notwendigkeit eines respektvollen Umgangs mit anderen Kulturen und einer echten Zusammenarbeit zwischen den Museen und den Herkunftsgesellschaften der Kulturgüter (mehr: https://www.stadtmuseum.de/thema/kolonialismus).
Sammlung
Abmessungen
H: 25 cm B: 17 cm T: 14,5 cm
Datierung
Inventarnummer
VII 61/539 y
Karte