An diesem Berliner Knotenpunkt kreuzen sich drei Straßenzüge: die Eberswalder- und Danziger Straße von West nach Ost, die Schönhauser Allee von Nord nach Süd sowie die Kastanien- und Pappelalle von Südwest nach Nordost verlaufend. Individual-, gewerblicher und öffentlicher Verkehr gehen hier in sechs Richtungen, darunter zwei Straßenbahntrassen und die U-Bahn auf ihrem 1913 eröffneten Eisen-Viadukt, der den Alexanderplatz in der Mitte der Stadt mit dem S-Bahn-Nordring verbindet. Wir sehen in dieser Collage Straßenbahn, PKWs, Lastverkehr, Autobus wie Radfahrer und Passanten. Sie erscheinen - ähnlich der menschlichen Wahrnehmung - wie durch Wimpernschläge unterbrochen mehrfach, um Sekundenbruchteile versetzt. Das ist der Rhythmus der Großstadt.
Natascha Küderli interessiert sich für Strukturen und Bewegungsabläufe, für die Dynamik von Stadt, die sie in fotografischen Collagen in Szene setzt. "BERLIN layers of movement" heisst die umfassende Werkserie, in der die Architektin und Künstlerin neun Jahre lang der urbanen Schönheit und Eigenart Berlins an immer neuen Orten nachspürte. Dass sie die von ihr fotografisch aufgenommenen Wirklichkeitsausschnitte analog zerschneidet, fragmentiert und übereinanderschichtet, ist im Zeitalter digitaler Bilder ein besonderes künstlerisches Konzept. Das Physische der allgegenwärtigen Mobilität, in der Menschen und Material mit Bahnen, Bussen, Schiffen, Flugzeugen und Muskelkraft bewegt werden, vollzieht Küderli ebenso physisch und handwerklich nach. Sie vermag es, ihre Faszination für die Vielschichtigkeit und Farbigkeit der Stadt auf die Betrachtenden ihrer Werke zu übertragen.