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Selbstporträt Susanne (Suzette) Henry
Mit ihrem Selbstbildnis begegnet uns nicht die repräsentative Selbstinszenierung einer Künstlerin. Hinter einem Tisch sitzend, blickt sie, den Kopf auf die rechte Hand gestützt, den Betrachter mit großen, ernsten Augen direkt an. Der Ellenbogen ruht auf dem nur mit einer braunen Kreidelinie angedeuteten Tisch. In der Hand hält sie einen Aquarellpinsel, ihre Zeichenmappe lehnt angeschrägt gegen einen dicken Folianten, dessen mit Rautendekor geprägter Lederrücken das Bild am unteren Rand abschließt. Als glatter, grauer Kreidegrund, der die Papierstruktur noch durchscheinen lässt, ist der Hintergrund völlig neutral gehalten. Die Künstlerin trägt ein schlichtes, braunes Kleid mit langen Ärmeln und kleinem spitzen Ausschnitt, in dem ein weißes Schaltuch steckt. Das Haar, vorn zu einem kleinen Lockentuff geringelt, ist mit schwarzem Band hinten zusammen gehalten, während einzelne strähnig gelegte Locken - durch feine Kreidestriche und Pinsellinien betont - ins Gesicht frisiert wurden. Durch das zurückgenommene, schmucklose Äußere konzentriert sich der Blick, ohne von modischen Accessoires abgelenkt zu sein, allein auf die physiognomische Ausstrahlung. Ungeschönt, bar jeglicher Eitelkeiten ihr Spiegelbild befragend - das runde Gesicht mit den großen Augen und schmalen Lippen verrät einen leichten Ansatz zum Doppelkinn -, liegt kritische Ernsthaftigkeit in ihrer Miene. Die junge Frau, die, wie Zeichenblock und Pinsel verdeutlichen, das Künstlertum zu ihrer Berufung erklärte, war seit einem Jahr verheiratet und vermutlich zur Entstehungszeit des Bildes in Erwartung ihres ersten Kindes Pierre Daniel, der am 13. April 1786 geboren wurde. Im nachdrücklichen Blick dieser Augen kündigt sich vielleicht die bange Frage an, wie sie die neuen Lebensumstände meistern wird. U.C.
Material und Technik
Sammlung
Abmessungen
Rahmenmaß~außen H: 40,5 cm B: 30,5 cm T: 4 cm
Datierung
Inventarnummer
VII 59/793 x